Wir sind mit der Vorstellung nach Xalapa gekommen hier viele Mountainbike Touren zu machen, nach ein paar Trainingswanderungen den Pico de Orizaba, mit 5747 m (je nach Karte/Buch ein paar Meter mehr oder weniger) der höchste Berg von Mexiko, zu besteigen und daneben noch Spanisch zu lernen.

Aber wir stellten schon bald fest, dass die Nähe zu einer Grossstadt wie Xalapa nicht ganz unser Ding ist und dass das Wetter leider auch nicht wirklich stabil zu werden schien. Was nicht nur unsere Bikeaktivität auf ein Minimum reduzierte sondern auch unser zweites sportliche Projekt zum Scheitern brachte. Der Pico de Orizaba muss auf unseren nächsten Besuch warten. Im Nachhinein muss ich auch sagen, dass alles zusammen etwas zu viel gewesen wäre. Der intensive Spanisch Unterricht (wie soll man 16 verschiedene Zeitformen begreifen … und all diese neuen Wörter, die man lernen muss, dass man nicht nur ‚Spanisch versteht‘ …) hat doch auch Zeit und Energie gekostet. So wollten wir eigentlich unseren Aufenthalt in Xalapa schon nach ein paar Tagen abbrechen. Unsere enttäuschten Erwartungen liess uns nicht offen für anderes sein, jedenfalls nicht anfangs….

Aber wir waren zu Gast bei Franziska, Juan Louis und Tanja und nicht zu vergessen die vier Hunde die uns jeden Abend gute Nacht wünschten und uns jeden Morgen, wie schlecht das Wetter auch war, freudig wedelnd wieder begrüssten. Und all diese Gastfreundschaft und Herzlichkeit lässt auch Enttäuschungen und das schlechteste Wetter im Regen stehen und Wärme und Sonnenschein verstrahlen. Sie öffneten uns eine neue Tür zu Mexiko, eigentlich war es mehr ein Scheunentor. Wieder einmal mehr dürfen wir uns ganz herzliche bei unseren Gastgebern und neuen Freunden bedanken: Vielen vielen Dank!

Nicht nur das kalte schlechte Wetter hat uns bis auf die Knochen frieren lassen. Was gibt es da besseres als ein heisses Vulkan Bad. Nein wir brauchen nicht gleich in den glühenden Krater zu springen. So unausstehliche Gäste waren wir wohl doch nicht. Unsere Gastgeber nahmen uns mit in ein Thermalbad, welches direkt von den warmen Wasserquellen gespiesen wurde. Die letzte Wärme gab es dann noch am Abend: ein echtes Gerber Fondue mit Weisswein und Kirsch!!! Damit der Tag nicht zu sehr schweizerisch wurde gab es vor dem Fondue noch den wohl wichtigsten kulturellen Lehrgang den man in Mexiko bestehen muss: Wie mixt man einen echten Margarita! Und wir hatten mit Juan Louis DEN Margarita Meister, der uns in seine eigenen Geheimnisse einweihte, was den besten Margarita ergab, den wir bis anhin probieren durften. Ob wir diesen mit Erfolg bestanden haben, werdet ihr überprüfen können, sobald wir wieder zuhause sind!!

Mit so viel Lebensgeister wird sogar bei uns ‚sturen Schweizer‘ die musikalische Seite zum Leben erweckt. Das Singen haben wir allerdings zum wohl aller bleiben lassen. Aber unter der Anleitung von Juan Louis haben wir die ersten Seiten der Jarocho zum Klingen gebracht.  Gemäss den weglaufenden Hunden war es wohl eher ein Geklimpere. Damit es vielleicht doch nicht ganz so unangenehm für andere wird, nahm uns Juan Louis zu einer Jarocho Stunde mit, wo wir mit einigen anderen lernten, diese mexikanische Gitarre zu spielen und nicht mehr nur zu quälen. Das tolle dabei, dass man die Jarocho in Gruppen spielt, gemischt von Anfänger (damit sind wir nicht gemeint … so gut waren wir nicht, das wir uns schon Anfänger nennen durften) bis zu Profis wie Juan Louis. Und genau so wird die Jarocho auch ausserhalb des Unterrichts gespielt. Man trifft sich an den Fandango. Da treffen sich etliche Jarocho Spieler. Einer spielt ein Stück an und alle anderen setzen ein. Wie eine grosse Jamsaison. Auch beim Gesang fängt der eine an und ein anderer gibt die Antwort. Meist sind die Lieder aufgebaut wie ein Dialog und gute Jarocho Spieler singen nicht nur die Standardtexte sondern bauen die Dialoge aus, wie bei einem modernen Rep. Einfach fantastisch. Leider hatte das ganze einen Hacken: man singt auf Spanisch womit ich nur Spanisch verstand. Selbstverständlich wird daneben auch getanzt. Was die Bedeutung Fiesta Mexicana auch ohne Spanisch Kenntnisse für jeden verständlich machte. Damit wir dies auch selber mal erleben konnten, haben uns Franziska und Juan Louis an einen solchen Fandengo mitgenommen. Und wir hatten dabei noch das Glück, dass eine gute bekannte Jarocho Gruppe vorher ein Konzert gab. Es war echt toll !!

Auch das kulinarische kam nie zu kurz. Nicht nur dass wir von unseren Gastgebern fein bekocht wurden und schöne tolle Abende mit ihnen verbringen durften. Sie zeigten uns auch tolle lokale Restaurants. Damit auch ich zuhause weiterhin von der guten Mexikanischen Küche profitieren kann, durfte Yvonne lernen wie man Mole macht. Eine Sauce aus getrockneten Chili, Tortillas, Bananen, Mandeln, Zimt und ganz wichtig Schokolade (!!!). Ich freue mich schon bis mich Yvonne zuhause bekocht. Leider meinte sie, dass sie die meisten Zutaten in der Schweiz gar nicht bekommen werde … ich hoffe immer noch, dass dies eine Ausrede von ihr war, um mich nicht verwöhnen zu müssen. Um etwas dagegen zu wirken, habe ich auch ein schwieriges Menu kochen gelernt: Quesadillas. Das sind mit Käse gefüllte Tortillas. Selbstverständlich habe ich diese schon weiterentwickelt und mache Füllungen à la Daniel. Da soll noch jemand sagen, ich sei kein Meisterkoch!

Damit wir auch immer schön Hunger hatten, nahm uns Juan Louis mit auf Bike Touren und zeigte uns dabei die herrliche Gegend von Xalapa, die Dank des Nebelwaldes sehr grün und fruchtbar ist. Was immer wieder erstaunt ist die Nadelbaumgrenze hier im Süden. Diese liegt eigentlich wie etwa bei uns auf 2400 müM. Nur dass hier die Bäume erst ab dieser Höhe wachsen!

Als Kaffeeliebhaber durfte ein Ausflug in das nahe gelegene Dorf Xico nicht fehlen. Hier behauptet man, das man den weltbesten Kaffee hat. Dies aus dem einfachen Grund, da man auf der idealen Höhe liegt und das ideale Klima für Kaffee hat. Nach einer Tour durch die Kaffee Plantagen, welche hier unter  Bananenbäumen gepflanzt werden um die Kaffeepflanzen vom direkten heissen Sonnenschein zu schützen, und durch die kleinen Produktionshallen von Pepe, bekamen wir auch einen dieser weltgerühmten Kaffees zum Probieren. Ich kann dazu nur sagen, dass neben einer herrlichen Intensität der Kaffee immer noch sehr fein war und keinerlei Bitteres hatte. Es war mit Sicherheit einer der Besten Kaffees, die ich je getrunken habe. Ob es der Weltbeste war, kann ich (noch) nicht sagen, da müssen wir noch ein paar weitere Reisen abwarten … Jedenfalls haben wir ohne zu zögern ein Kilo gekauft und geniessen seither jeden Abend einen feinen Xico Espresso!

Neben dem Kulturellen durften wir auch den Alltag hier kennen lernen. Juan Louis zeigte uns die Grafik und Kunst Schule, an welcher er Grafik unterrichtet und auch schon internationale Ausstellungen mit seinen Studenten machen durfte. Sein aus der Basler Kunstschule geprägter Unterrichtsstiel wird hier sehr geschätzt. Und im Sprachzentrum, in welchem Franziska Deutsch unterrichtet, wurden wir eingeladen einen kleinen Fotovortrag über unsere Reise zu halten. Zum Glück auf Deutsch, die Studenten konnten alle besser Deutsch als ich Spanisch! So hatten wir eine tolle und lustige Stunde. Daneben durften wir viele tolle Abende und Gespräche mit unseren Gastgebern verbringen und erfuhren so viel über Mexico und dem Leben hier.

Aber auch diese schöne Zeit geht mal zu Ende. Denn schliesslich sind wir auf einer Reise. So kam wieder einmal mehr ein Abschied mit einem lachenden Auge, was sich auf das neue vor uns freut, und einem weinenden Auge, dass die schöne Zeit und Freunde hier bereits misst.

Und zum Abschied waren da keine vier Hunde mehr sondern neun. Fünf herzlichst Neugeborene machten uns den Abschied nicht wirklich einfacher … aber wer weiss, vielleicht kommen wir wieder mal zurück ….