Man wird sie einfach nicht los…
Als wir an diesem windigen Abend nach dem gemütlichen Nachtessen zurück auf den kalten Campingplatz kamen, haben wir die einladenden Worte ‚chömmeder no öbere of en Kafi?‘ dankend angenommen. Wer würde da nicht zusagen, wenn er bei diesen Witterungen in einen warmen Camper flüchten kann. Etwas später wieder zurück in unserem Defender, schätzten wir die Beiden, bzw. ihren Camper nochmals, weil er uns Windschatten gegen diese starken Windböen gab, wodurch wir doch eine Ruhige Nacht hatten, wohingegen der Camper hin und her geschüttelt wurde. Am Morgen gab es ein paar nette Verabschiedungsworte, worauf wir dachten: jetzt sind wir sie los…

Aber kaum unterwegs und Zwischenstopp beim Lebensmittelladen – auch das muss mal sein – steht doch da neben uns schon wieder dieser Camper. Also schnell unsere sieben Sachen gekauft, gemäss den Zahlen auf der Kasse, waren es wohl etwas mehr als sieben, ging es wieder zurück auf die Strasse – so jetzt, jetzt sind wir sie los…

Durch die Gegend kurvend, links und rechts die schöne Landschaft ansehend, da und dort mal ein Foto machend, und etwa die zehnte Raststätte passierend, meinte Yvonne, dass sie doch mal an einer dieser schönen Plätze mit Picknick-Tisch und kleinen Häuschen anhalten müsste. Dies wohlbemerkt, wie könnte es bei Frauen anders sein, wegen den kleinen Häuschen. Also stellten wir bei der nächsten Raststätte den Blinker – auch das muss mal sein – Aber wer steht da!? Genau wieder dieser Camper! Dank der drückenden Gefühle etwas unterhalb des Bauches bleibt das Begrüssungs- und wiederum Verabschiedungsgespräch kurz. Die beiden fahren weiter und wir stürzen uns auf die Häuschen –  So jetzt aber, jetzt sind wir sie los.

Etwas später wieder so ein Gefühl in der Bauchgegend, diesmal nicht eines was Platz einnimmt, sondern eines das nach Platz Füllen verlangt. Also bei der nächsten Raststätte raus, Mars und Snickers Riegel und ein Ice Kaffee auspacken und den Hunger stillen – auch das muss mal sein – Ich weiss schon, man könnte gesünder Essen, aber es schmeckt einfach gut. Da fährt ein Camper vor. Was heisst ein Camper, ich meine natürlich DIESEN Camper! ‚So jetzt reichts! wo wollt ihr eigentlich heut noch hin?‘ – ‚Nach Carleton. Nein, wir wollen noch etwas weiter. Also Tschüss!‘ – So diesmal sind wir sie sicherlich los.

‚Schau mal, der Campground da draussen auf der Landzunge sieht genial aus!‘ – Machen wir es kurz: der Campground war natürlich der in Carleton. Was das heisst? Genau, kaum hatten wir es uns gemütlich gemacht, fuhr wieder dieser Camper vor. Jetzt hatten wir keine Ausreden mehr, so machten wir das Beste daraus. Wir wurden uns schnell einig, dass wir zusammen kochen und gemütlich in ihrem Camper essen. Wenn wir sie schon nicht losgeworden sind, konnten wir es wenigstens dahin wenden, dass wir in ihrem warmen Camper assen, während draussen die Kälte Einzug hielt.

Eigentlich könnte man annehmen, dass so ‚Kurzurlauber‘ in ihren gemieteten luxus-warmen Camper nicht gerade bestrebt sind in die Kälte zu gehen. Aber nicht nur dass wir sie nicht los wurden, wir gerieten ausgerechnet an zwei Frischluft Fanatiker. Es war doch so schön warm in ihrem Camper, aber nein, wir mussten nach draussen und noch ein Feuer machen. Dabei war es doch schon fast zehn Uhr abends. Wir als echte Urlauber und richtige Defender Fahrer konnten uns natürlich keine Blösse geben und packten Feuerholz und kaltes(!) Bier aus. So lange werden es die beiden schon nicht aushalten in dieser eisigen Nachtkälte. So werden wir sie sicherlich bald los.

Ihr ahnt es sicher! Wenn unser beider Holz nicht ausgegangen wäre und wir nicht so anständig erzogen worden wären, anderen, bereits schon lange schlafenden Camper, das Holz ‚auszuleihen‘, würden wir heute noch da sitzen und es super gut miteinander haben. Aber das letzte Holzstück wurde zur Glut und kurz bevor es zur Asche wurde und gerade noch rechtzeitig bevor die Sonne am Horizont wieder aufging, wurden wir sie endlich los – aber zum Glück nur für ein paar Stunden!

Aber nach dem Frühstück trennten sich dann doch unsere Wege – und wir wurden sie leider los – Aber die moderne Welt macht es einem einfach. Einige Tage später ein Mail aus der Schweiz. Diesmal zwar ohne Camper aber nicht weniger warm und herzlich. Schön dass wir die beiden nicht mehr losbekommen!