Das weibliche Geschlecht am Steuer
Man stelle sich die engen Gassen eines verwinkelten Bergdorfes in Italien vor. Dazu das undurchsichtige Einbahnstrassensystem von Basel (hier merkt man schon, das ein Aargauer diesen Tagebucheintrag schreibt). Und jetzt spickt man die Strassen mit vielen Geschwindigkeitsschwellen. Alles klar? Nein es sind noch viel mehr Schwellen, hier Topes genannt. Und zwar solche Schwellen, die in bestimmten Orten in der Schweiz abgeschliffen werden mussten, weil zu viele Schäden an den Fahrzeugen entstanden sind. Nur hier werden diese nicht abgeschliffen, sondern lieber noch etwas erhöht oder noch etwas schwerer befahrbar gemacht, indem man vorher und nachher Schlaglöcher einbaut. Und dann setzt man einen grossen Baum daneben, dessen Schatten die Schwelle auch schön tarnt. Gewitzte Geschäftsleute bauen gleich ein paar Meter nach solchen Schwellen eine Autogarage. Habt ihr das Bild ? Okey, jetzt setze man ein Wesen weiblichen Geschlechtes an das Steuer eines Fahrzeuges. Um es dieser Fahrerin etwas einfacher zu machen nehmen wir ein weibliches Wesen aus Basel, welches keine Probleme mit Einbahnstrassen mehr kennt und setzte es in einen Defender der auch nicht ins Schwitzen gerät, wenn das weibliche Wesen einen Topes übersieht oder etwas spät erkennt

So fahren wir rein in dieses mexikanische Dorf, welches wir Izamal nennen, womit auch gesagt ist, dass die Strassen nicht ganz so eng sind wie in anderen Dörfern. Womit wir unserem weiblichen Wesen wieder etwas entgegenkommen. Konzentriert und ohne jeglichen Fehler steuert also diese Fahrerin das grosse Auto durch die Gassen bis zum Zócalo, wie in diesem Land der Platz um die grosse Kirche genannt wird, welche normalerweise in der Mitte des Dorfes steht. Auch hier kommt ihr die Erfahrung entgegen, die sie von ihrem männlichen Begleiter vermittelt bekommen hat, dass die Strasse um diesen Platz wie ein grosser Kreisverkehr funktioniert und somit rechtsherum befahren werden muss. Dies weiss sie so genau, weil sie als strassenkartenlesende Beifahrerin ihren männlichen begleitenden Fahrer schon mehr als einmal in eine solche Einbahnstrasse hineinlenken lies. Dass der männliche Fahrer dies jeweils nicht rechtzeitig erkannte, ist damit zu erklären, dass er im Aargau gross geworden ist und trotz mehrjähriger Baslerbeziehung nicht gewohnt ist, dass man einen Strassenverkehr so undurchsichtig anlegen kann. Man muss dazu auch sagen, dass die entgegenkommenden Fahrer, wie auch die Fussgänger jeweils dem männlichen Wesen mit beiden Armen fuchtelnd und mit einem breiten freundlichem Lächeln ihn darauf aufmerksam gemacht haben, dass er manchmal nicht auf seine weibliche Beifahrerin hören soll, sondern am besten gleich wenden sollte und es besser ist, in die andere Richtung zu  fahren. Was er jeweils auch sofort ohne Folgen machte und die Sympathien der Zuschauer auf seiner Seite hatte. Aber zurück zu unserer weiblichen Fahrerin. Also korrekt fährt sie rechts herum um die Kirche, welche in diesem Fall ein schönes prächtiges gelbes Kloster ist. Vielleicht weil es so gross ist oder vielleicht weil nicht alle Heiligenstatuen auf diesem Kirchengelände Platz hatten, hat man in diesen grossen Kreisverkehr noch einen kleinen Kreisverkehr eingebaut, auf dessen mittleren Insel eine weitere Figur stand. Vielleicht hat diese männliche Figur das weibliche Wesen zu sehr abgelenkt, dass sie trotz Einwände des männlichen Beifahrers links an dieser vorbeigefahren ist. Zuerst schien dies auch nicht weiter tragisch, da kein anderes Fahrzeug in der Nähe war. Aber hundert Meter weiter winkte uns schon ein Wesen in einer straffen Uniform an den Strassenrand. Sein freundliches “buenos días, como esta Usted” ist wohl darauf zurückzuführen, dass er ein weibliches Wesen am Steuer vorfand und sich auf ein schönes Bussgeld freute. Die ersten Minuten erklärte er uns, dass wir falsch gefahren sind und jetzt zu seinem Chef gehen müssen, wo wir eine teure Busse bezahlen müssen. Dass ich als nicht spanisch sprechende Person dies ‚nicht‘ verstand ist klar und als Beifahrer hatte ich wohl auch nichts zu sagen, schliesslich war ich unschuldig. Dass das fahrende und somit schuldige weibliche Wesen zwar etwas spanisch versteht, heisst aber nicht, dass es sich dem ‚beamtenspanisch‘ mächtig ist. Und somit beide Wesen das vorher geschriebene auch gar nicht verstanden. Aber gut dass das weibliche Wesen spanisch spricht, was ja weiblichen Wesen im allgemeinen sowieso viel einfacher fällt als Männlichen, schliesslich liegt das in derer Natur. Jedenfalls kam der nette Polizist fast nicht mehr zu Worte, als das weibliche Wesen in fragte, wo denn das Romantic Hotel sei und erzählte was sie alles noch in diesem doch so netten und so mucho bonito Dorf ansehen und machen will. Was es dann genau war, was den Polizisten dazu brachte in einer Atempause des weiblichen Wesens den beiden den Weg zu erklären und ihnen mit einem Bienvenido in Izamal wieder zurück auf die Strasse schickte ist nur zu raten. Das weibliche Wesen war überzeugt, dass es ihr Charme war, das männliche Wesen dachte eher, dass er einfach gern wieder seine Ruhe hatte. Wie es auch sei, die Erklärung des Polizisten, der das weibliche Wesen, ohne zu wissen, dass dieses eine Basler-Einbahnspezialistin ist, auch über jede Einbahnstrasse auf unsere Weg aufmerksam machte, führte das zufriedene Paar direkt in das schöne Romantic Hotel Sante Domingo, wo sie in den nächsten Tagen auf die netten Polizisten hier anzustossen gepflogen.

Moral der Geschichte: Männliche Fahrer machen auch manchmal Fehler, auch wenn meist auf Einfluss des weiblichen Geschlechts. Weibliche Fahrer wissen dafür wie man sich mit ihrem weiblichen Charme (oder anders gesagt mit ihrem weiblichen ‚Sprachbegabung‘) ‚herausredet‘.

 Nachtrag: In den folgenden Tagen, in welchen das weibliche und männliche Wesen in der Stadt unterwegs waren und jeweils um den Zócalo herumfuhren, selbstverständlich jetzt immer strassentechnisch korrekt, winkte ihnen der freundliche Polizist mit einem breiten Lachen zu…