Eine untypischer typischer Reisetag
Der Abend dauerte wiedermal etwas länger, womit wir schon am Morgen etwas später dran waren als geplant. Das wir beim Frühstück wieder ins quatschen kamen und den Kaffee etwas länger genossen, liess unsere Abfahrt auch nicht früher werden. Und natürlich verabschiedeten wir uns von dem Besitzer des Campingplatzes, was auch nicht bei einem schlichten Tschüss blieb, zu herzlich war unser Gastgeber. So ging es also mit etlicher Verspätung zurück auf die Strasse. Rund 4 Kilometer später rein in die Baustelle, welche die ganze Strasse absperrt. Das Schild der Umfahrung ist auch erst ersichtlich, kurz bevor man in die Grube fällt. Also zurück mit vergebener Suche nach dem zweiten Schild, welches uns den Umfahrungsweg zeigen sollte. Also in und ums nächste Quartier und sich wieder einmal glücklich schätzen, dass wir ein kleines wendiges Reisefahrzeug gewählt haben und so nach einigen Minuten unseren Weg wieder gefunden haben.

23 Kilometer später überholen wir einer, der hier in Mexiko immer selten werdenden Veloreisenden. Nach vorsichtigem überholen der Blick in den Rückspiegel, in welchem ein ‚wild‘ winkender und schneller werdender Velofahrer zu sehen ist. Selbstverständlich halten wir sofort an und lassen uns einholen. Seine Worte durchs offene Beifahrerfenster sagen alles: „ich komme von Aarau …“ das wir mit unserer Aargauer Autonummer gleich den nächsten freien Quadratmeter am Strassenrand anfahren und parkieren ist natürlich logisch. Und wenn eine Stunde später nicht ein Einheimischer hier auf seinen Platz hätte fahren wollen, wären wir wahrscheinlich immer noch da und würden mit Lukas über unsere Reisen und Velos und Bikes und gemeinsame Bekannte reden. (PS Börni: deine Laufräder, die du nach Mexiko geschickt hast, drehen sich immer noch wunderbar wie frisch eingespeicht!) So klein die Welt auch ist, sie will weiter bereist werden. So verabschiedeten wir uns mit der Wahrscheinlichkeit uns zuhause wieder mal zu sehen bevor wir unsere unterschiedlichen Fortbewegungsmittel wieder in Bewegung setzten.

Die nächsten Kilometer ging es flott vorwärts bis zu einer, der bereits so vielen passierten Militärkontrollen. Wieder einmal mehr wurde unser Fahrzeug ‚durchsucht‘ bzw. angesehen und nach ein paar Minuten mit sehr viel Freundlichkeit wider auf unseren Weg verabschiedet. Auch die nächsten 100 Kilometer vergingen wie im Flug. Selbst eine Essenspause kam uns nicht in den Sinn (wahrscheinlich hatten wir am Vorabend etwas genug gegessen). Dann viele Lastwagen am Strassenrand und schon wenig später auch Autos und andere Lastwagen und Buse. All diese allerdings nicht am Strassenrand, sondern auf der Strasse. Es ging nichts mehr. Die Strasse war von einer politischen Gruppe gesperrt. Leider waren keinerlei Transparente oder andere Informationen zu sehen, für was oder gegen was man protestiert, womit das Unternehmen uns und den meisten anderen gegenüber nicht viel nutzte. Aber wieder einmal mehr, wir haben ein tolles Reisefahrzeug, welches auch mal einen Umweg durch Flüsse mitmacht und somit auch solche Strassensperren, die von einer Stunde bist mehrere Tage dauern können, umfahren kann. Der Umweg kostete uns zwar wieder einiges an Zeit, aber ich muss zugeben, dass er auch viel Spass machte.

Zur Abwechslung einige Kilometer weiter keine Militär- sondern eine Polizei Kontrolle, aber nicht weniger freundlich und nicht uninteressierter für unseren Defender. Wieder einmal mehr will man keine Ausweise oder dergleichen sehen, sondern sucht das Gespräch mit uns und zeigt sich erfreut über unsere Reisefreude durch Mexiko.

Aber so langsam droht uns die Dunkelheit einzuholen. Bereits mit dem letzten Sonnenlicht biegen wir in unseren Campingplatz ein, auf welchem wir herzlich von Joe Begrüsst werden, welcher uns Minuten später seine Variante von Quesadillas serviert. Meine sind ja auch schon recht gut, aber ich habe mir erlaubt noch was abzugucken um sie noch besser zu machen! Nach einem Feierabendschwatz  bei Bier und guter Musik ging wieder ein Reisetag zu Ende und wir kuschelten uns zufrieden in unser Bett.

Ach ja, wir sind euch noch schuldig was nun an diesem Tag untypisch war. Untypisch war die geplante sehr lange Fahrstrecke von knapp über 400 Kilometer, welche wegen der untypisch guten Strassen hier möglich war. Und, der aufmerksame Blockleser wird es bereits entdeckt haben: Wir machten keine Essenspause!