Eigentlich wären es von Williams Lake nur etwa 450 km nach Bella Coola, aber die Abwege in diese herrliche Landschaft haben es uns angetan. Wieder einmal mehr vielen Dank an Marcel für die tollen Tipps die er uns für diese Gegend mitgegeben hat.

Nach dem wir all unsere Vorräte in Williams Lake aufgefüllt hatten, ging es die ersten Kilometer entlang dem Highway 20, an welchem wir auch die erste Nacht in einem schönen kleinen, nur zwei Plätze, Forest Regreation Campground verbrachten. Ob die Mücken ebenfalls schätzten, dass diese gratis sind oder ob Ramso seine Kampfgefährten auf uns gejagt hat, ist schwer zu sagen. Jedenfalls hat unser Budgetplan einen neuen Posten: Anti-Mücken-Spray!

Die Mücken hinter uns lassend (meinten wir jedenfalls) ging es am nächsten Tag über die Farvell Creek Road ins Backcountry von Chilcotin. Die Strasse führte durch einen schönen Canyon und die durch die windige Gravel Road entgegenkommenden Holz Trucks gaben der Szenerie noch einen gewissen Touch.

So langsam an die Gravel Roads herangetastet durfte ich dann endlich auf dem Weg zum Fish Lake auch mal den Vierradantrieb des Defenders in Anspruch nehmen. Über eine 4×4 Strecke (gemäss Karte: very rough road (4WD) ) erreichten wir den Ort wie man sich Kanada vorstellt: Alleine an einem herrlich klaren See, in der Ferne  Schneeberge und oberhalb diesen nur blauer Himmel, einfach Traumhaft. Bei dem Namen (und auch wegen der ‚Verpflichtung‘ Marcel gegenüber, der uns die Angelrute geschenkt hat (nochmals ganz herzlichen Dank), mit der‘ Bedingung‘ ein Foto des ersten gefangenen Fisches zu schicken) mussten wir unser Anfänger-Glück versuchen und warfen die Angel aus – und es gab Abends tatsächlich Fisch vom Grill. So klein er war so fein schmeckte er. Eigentlich hatten wir auch noch einen zweiten Fisch an Land gezogen. Aber der wusste unsere Ungeschicktheit auszunutzen und vergnügte sich nach seinem kurzen Landausflug wieder in seiner wässerigen Umgebung. Auch spätere Versuche liessen es bei diesem einen Fisch bleiben. Was will man anderes von zwei Fischergreenhorns erwarten, aber wir konnten wenigstens das Foto an Marcel schicken. Und wir haben ja noch etwas Zeit zu üben, dass es vielleicht doch nochmals nicht gekauften Fisch gibt.
Mit gefülltem Bauch (es gab nicht nur Fisch!) ging es bei absoluter Stille ins warme Bett. Das einzige was wir hörten, war das Springen der Fische im See und ab und zu das Geheule eines Kojoten. Zivilgeschädigt wie wir sind, war diese absolute Ruhe fast ein wenig angsteinflössend. Zumal wir wussten das weit und breit niemand anderes war. Auf der anderen Seite war diese Ruhe absolut herrlich und fantastisch zu erleben.

Der herrlich Platz lud ein länger zu bleiben, aber wir hatten das richtige Timing erwischt um in Nemiah Valley ein Rodeo besuchen zu können. Unglaublich, die hatten eine Alterskategorie unter sechs Jährige. Und wenn man gesehen hat, wie diese Kids, teilweise gerade mal vier Jahre alt auf den grossen Pferden sassen, kam man nicht mehr zum Staunen raus. Erst als wir hier die Nicht-Profis gesehen haben, haben wir richtig realisiert wie schwierig all das gezeigte ist. An der Stampede in Calgery war durch die Leichtigkeit wie die Profis alles hingekriegt haben, dies nicht wirklich rüber gekommen. Ebenfalls war das Mountain Race extrem beindruckend, dabei starteten die Reiter oben auf einem Berg und im vollen Galopp ging es hinunter und durch einen Fluss in das Rode Gelände. In Anbetracht der grossen Distanz liessen wir uns Zeit um einen guten Fotoplatz zu suchen. Umso überraschter waren wir wie schnell diese Reiter da waren.

Die Übernachtungen am Chilko Lake waren wiederum von einer grossartigen Szenerie untermalt. Am gegenüberliegenden Ufer erstrecken sich grosse Schneeberge bis hinunter zum See. Wie an den meisten Seen war am ganzen Ufer kein einziges Licht zu sehen, weder von Häuser noch von Strassen. Dies war für uns, in Anbetracht, dass in der Schweiz die ganzen Ufer verbaut sind, immer wieder sehr beeindruckend.

Ausgeruht und voller Rodeo Eindrücken wollten wir auch etwas Rodeo mit unseren Pferdestärken unseres Defenders erleben. Gemäss der Auskunft eines Locals würden wir nach dem Meistern der geplanten Strecke alle anderen offiziellen Backcountry Strassen fahren können. Wobei er auch meinte, dass dies mit unserem Fahrzeug eh kein Problem sein werde. So ging es von Mitte Chilko Lake über Tsuniah Lake ans Nordende des Chilko Lake. Für diese rund 25 Kilometer benötigten wir etwa zwei Stunden. Für den Defender war es ein entspanntes dahinrollen, was man von dem Beifahrer nicht unbedingt sagen kann. Wobei sie, nachdem sie sich wieder entspannt hatte, im Nachhinein auch Spass hatte vor allem wenn sie selber am Steuer war. Das einzige Problem war die Orientierung:, welches wirklich der richtige Weg von all den Trails war. Dieses Problem sollte uns auch auf den späteren Offraodstrecken begegnen. Aber zum Glück findet sich meist auch fern vom richtigen Weg noch ein Haus wo man fragen kann und wo man nette hilfsbereite Auskunft und Tipps bekommt.

Um die Vorräte wieder aufzufüllen ging es zurück auf den asphaltierten Highway nach Tatla Lake wo wir Diesel, Bier, Wein, Fleisch (wenn wir schon keine Fische mehr fingen) und andere gesunde Lebensmittel bekamen. Der Ort bestand ‚auch‘ nur aus diesem einem Laden und einem Motel. So klein der Ort war, so nett waren die Leute und man hat uns  nach unseren Einkäufen gleich noch auf einen Kaffee eingeladen.
Zurück im Hinterland feierten wir den 1.August am Horn Lake mit feinen Steaks und einem 1. August Grill Feuer.

Leider gab es keine direkte Verbindung zum Charlotte Lake, so mussten wir unserem Defender wieder Asphalt-Strassen zumuten. Der offizielle Campground am Charlotte Lake hat uns dann aber nicht zugesagt. Zum Glück bekamen wir den Tipp das direkt am See ein öffentlicher Platz ist, an welchem das Campieren erlaubt sei. Auf der Karte führte ein direkter Weg dahin. Dieser wurde dann allerdings immer schmaler und schmaler was zweien Spass machte (dem Defender und dem Fahrer) aber als der Weg nur noch ATV Spuren (Quad-Spuren) hatte und noch schmaler wurde, gaben die zwei der dritten nach und drehten wieder auf eine breitere Strasse ab.  Der herrliche Platz entschädigte alle für die Strapazen (dem Defender und dem Fahrer für das Asphaltfahren und der dritten Person für das Überstehen des ATV Trails). Und das viele Treibholz am See hat uns ein herrliches Campfire ermöglicht, welches wir auch zum Frühstück nutzten um frisches Schlangenbrot und Toastbrot zu machen, mmmh!

Nach einem Wasch-Bad im kühlen See ging es zurück auf den Highway mit einem Zwischenstopp in Anaheim Lake und somit wieder die Möglichkeit einkaufen zu gehen, bzw. Ersatz für den fehlenden Fischfang zu kaufen. So griffen wir in dem kleinen Laden in das lokale, gefrorene und in Papier eingewickelte Fleischangebot. Dass da Wiener draufstand haben wir zwar schon gesehen, aber es stand auch ‚Beef‘ drauf. Und Wiener könnte doch auch der lokale Bauer heissen, der das Fleisch geliefert hat. Naja, dem war nicht so und so gab es am Abend anstatt Beefsteaks Wienerli mit Brot.

Die Wienerli waren dennoch sehr gut und dank der Kochkunst von Yvonne ging es dann doch gut und fein genährt ins Bett um uns für die letzte Etappe nach Bella Coola fit zu machen.