Nach alle den einsamen Übernachtungen in den letzten Wochen auf leeren Campingplätzen, waren wir vom Trubel hier in Tikal etwas verstört. Aber schliesslich ist dies ja ein bekannter Touristenort und wir sind in der Osterwoche unterwegs. Der sehr freundliche Host wies uns auf den letzten freien Campingplatz mit einem Palapa (Unterstand aus Palmenblätter). In Anbetracht der Hitze liessen wir unsere Füsse hängen und beschränkten unsere Aktivität auf das Buchen einer Früh-Morgen-Tour und dem Ausweichen der vollen Sonnenstrahlen, bzw. nachlaufen des Schattens.

Da es am nächsten Morgen bereits um vier Uhr losgehen sollte, war ein früh zu Bett gehen angesagt. Aber da fuhren noch zwei Camper vor, einer von der Schweiz, Genf, und einer von Frankreich. Und wie es sich für diese Nationen gehört, geht nichts über einen feinen Aperos, zu welchem wir herzlichst eingeladen wurden. So gab es einen schönen Abend mit einem lustigen Kauderwelsch, da uns mehr Spanische und Englische Worte in den Sinn kamen, anstatt das etwas in den Gehirnkeller geratene Französisch. Wir haben es genossen zumal die Temperaturen eh keinen guten Schlaf ermöglicht hätten.

So wurden wir kurz nach drei Uhr in der Nacht von unserem Wecker (jaja so was haben wir auch dabei, auch wenn dieser meist auch Ferien geniessen darf) aus dem zu warmen Bett geholt. Nach einem kurzen Frühstück ging es eine Stunde später mit unserem Guide zu der höchsten Pyramide. Trotz leichtester Kleidung schwitzten wir schon  beim langsamsten gehen. Ich wusste bis anhin gar nicht, dass der Mond und die Sterne auch so heiss scheinen können. Aber normalerweise bin ich um diese Zeit ja auch noch ganz brav im Bett. Noch im Dunkeln stiegen wir auf die Pyramide IV. Die 180 Holz-Stufen da hinauf, liessen meine Schweissdrüsen noch mehr in Aktion treten. Naja auch kein Wunder, denn wir kamen ja den Sternen und dem Mond 64 Meter näher. Die kühle Brise liess uns etwas abkühlen. Aber die Geräusche der Blätter im Winde war zu schwach, um mein nach Luft Hecheln zu übertönen. Die ersten zehn Minuten genossen wir die Aussicht von der Pyramide ganz alleine, sprich zu dritt, wir zwei und unser Guide. Dann hörte man schon von fernen die Stimmen und das Licht der Taschenlampen schimmerte durch die Bäume. Das laute Atmen der Leute, als sie bei uns oben angekommen sind, hat uns nicht weiter gestört, mir ging es ja nicht anders. Aber das sie als erstes ihre Handys rausgezogen hatten und dann noch angefangen haben, SMS zu schreiben und gegenseitig laut vorzulesen begannen, hat nicht nur uns missfallen sondern selbst ihr eigener Guide hat sie schräg angesehen und gefragt, wieso sie eigentlich eine Tour gebucht haben, sie hätten ja auch Fotos vom Internet runterladen können und diese auf ihren schönen hellen Bildschirmen ansehen können. Darauf wurde die Elektronik nur noch verwendet um Fotos zu machen. Der Sonnenaufgang verstecke sich leider hinter den Wolken, aber das Aufstehen der Natur war herrlich und wir genossen all die Tierlaute und das Vorbeifliegen der vielen Vögel. Mit der aufgehenden Sonne kamen auch immer mehr Leute zu uns hoch und damit auch ein weiteres Schauspiel. Die menschliche Natur kann auch recht amüsant sein, wenn zum Beispiel sich eine Frau für ihren Mann in Foto-Pose stellte in Front von rund in der Zwischenzeit dreissig Leuten und sich dabei mit südlichem Temperament mit ihm unterhält. ‚Unterhält‘ ist vielleicht etwas falsch ausgedrückt. Der Wortaustausch erfolgte eher sehr einseitig. Und gemäss der spanisch verstehenden Mitzuschauer war das ganze recht amüsant und das Kopfschütteln wurde von verschmitztem Lachen abgelöst. Unser Guide führte uns darauf wieder die Pyramide hinunter zur nächsten Sehenswürdigkeit, den Spider Monkeys, welche über uns ihre Morgenübungen machten oder vielleicht sich ebenfalls über das gebotene Schauspiel der menschlichen Rasse amüsierten.

Auf unserer weiteren Tour zeigte sich unser Guide neben guten Kenntnissen betreffend all den Bauten auch als guter Naturkenner mit einem guten Blick für all die Tiere, die über uns flogen, kletterten, um uns herum und an uns hinauf liefen und krochen. Nach sechs Stunden unterwegs verabschiedeten wir uns herzlich von unserem tollen Führer. Unsere folgende ‚Selbsttour‘ brachen wir nach einer weiteren Stunde ab. Meine Schweissdrüsen fanden keinen trockenen Fleck mehr an meiner Kleidung und brauchten auch wieder selber etwas Nachschub an Flüssigkeit. Nach einem zweiten Frühstück und viel viel Wasser verabschiedeten wir uns von den Mayas und machten uns auf zu unseren Osterferien.