Nach der herrlichen Fahrt nach Durango wollten wir nur ankommen und uns auf die Bike Trails freuen. Aber das mit dem Ankommen hat schon nicht geklappt. Nach fast zwei Stunden Suchen nach einem offenen Campingplatz gaben wir kurz vor dem Dunkel werden auf und haben uns erst mal entschlossen unseren Hunger zu stillen. Und wo geht das relativ einfach und schnell, natürlich im Pizza Hut. So dachten wir jedenfalls. Nach fast einer Stunde bekamen auch wir unsere Pizza. Zu viele Grossbestellungen kamen an diesem kalten Sonntagabend rein. So hatten wir jedenfalls genug Zeit zu überlegen wo wir die Nacht verbringen wollten. Okey zu überlegen gab es eigentlich nicht viel, die einzige Frage war Motel oder Walmart. Damit unsere Reiseerfahrung auch dies beinhaltet, haben wir uns für unsere erste Übernachtung auf dem Walmart entschlossen. Walmart ist eine Einkaufskette, welche hier in den USA 24 Stunden offen hat und das Übernachten auf ihren Parkplätzen erlaubt.

Nach einer erstaunlich gut geschlafener Nacht und einem Frühstück im Kaffee im Walmart ging es erstmals ins Tourist Office. Wie gut auch die Nacht war, für die nächsten Tage wollten wir eine etwas andere Schlafumgebung. Im Gegensatz zu Utah hat Colorado bereits alle ‚Türen‘ geschlossen. Schliesslich seien die Nächte jetzt kalt, deshalb haben alle Campingplätze die Saison bereits beendet. Nur ein Forest Campingplatz hatte noch offen, wobei auch bei dem das Wasser abgeschaltet war. Mit genügend Wasservorrat haben wir uns dann auf diesem sehr schönen Platz mitten in dem Herbstwald niedergelassen. Wir freuten uns schon am nächsten Tag mit den Bikes durch den Blätterwald zu düsen.

Bereits in den nächtlichen Morgenstunden wurde klar, dass es erstmals nichts mit Biken wird. Yvonne musste sich mehrmals übergeben. Ein kleiner Käfer namens Magendarmgrippe hat sich ihr mächtig gemacht. So wurde am nächsten Tag unsere Hängematte zum Krankenbett umfunktioniert und Yvonne erholte sich gut eingepackt unter der warmen Herbstsonne, umgeben von roten und gelben Blättern.

Zum Glück hat sie sich schnell erholt und konnte am nächsten Tag nicht überredet werden, noch einen Tag auszuruhen. So ging es mit dem Bike auf den Colorado Trail und wir genossen eine kleine aber tolle Bikerunde. Da es Yvonne recht gut erging haben wir für den nächsten Tag was längeres geplant. Aber auch in der folgenden Nach wurde es schnell klar, dass es am nächsten Morgen wiederum nichts mit Biken werden soll. Diesmal war ich dran. Wenigstens hing die Hängematte noch und der Tee war auch immer noch bereitgestellt. So lag ich für einen Tag flach.

Am nächsten Tag konnte ich mir natürlich keine Blösse geben. So musste auch ich zeigen, dass man auch nach solchen 24 Stunden sofort wieder aufs Bike kann. So haben wir das Telepraph Trailsystem von Durango ausprobiert. Ich war erstaunt wie gut es mir lief und wie fit ich mich fühlte.

So stand dann am nächsten Tag unsere grosse Etappe auf dem Programm, der Hermosa Trail. Die meisten lassen sich Hochfahren. Aber nicht wir (wir haben immer noch nichts dazu gelernt), wir sind natürlich auf den 3000 müM gelegene Pass hochgeradelt, um dann den landschaftlich herrlich schönen Trail runterzufahren. Allerdings ging der Trail nicht immer nur runter, sondern hatte vor allem im letzten Drittel viele kleine Gegenansteigungen, welche uns zeigten, dass wir doch noch nicht alle Energiereserven wieder aufgefüllt hatten. Wir haben es zwar sehr genossen, waren aber froh als nach 80 km endlich wieder unser Defender zu sehen war.

Unterwegs haben wir einige Jäger angetroffen, die auf über 3000 müM jagen und dort auch ihre Zeltlager aufgestellt hatten. Viele von denen hatten ihre eigenen Pferde dabei und gingen mit diesen auf die Jagd. Als uns einer dieser Gruppen entgegenkam, fühlten wir uns wie in den alten Wilden Westen zurück versetzt. Wie Cowboys sassen sie in ihren Sättel, das Gewehr seitlich im Sattel-Halfter und jeder hatte noch sein Packpferd geführt und dies alles auf einem ruppigen Singeltrail.

Wir waren jedenfalls froh, dass wir unser Nachtlager, welches bei uns auf 2400 müM lag, in unserem Defender mit Standheizung geniessen konnten. Die Tage waren zwar immer noch recht warm, aber sobald die Sonne unterging haben wir uns in die warmen Jacken und Mützen eingemummelt. Das Morgenessen haben wir zwar immer draussen bei schönem Sonnenschein genossen, aber dies bei Temperaturen zwischen 0 und 2°C. Der Herbstmorgen war einfach zu schön, um im warmen Defender zu essen.

Aber nach der langen Bike Tour haben wir uns ein Abendessen in der Wärme in Downtown Durango gegönnt. Das rege Nachtleben hat uns in ein französisches Restaurant getrieben bzw. verführt. Wir haben uns so richtig verwöhnen lassen. Dies haben wir uns nach einer solchen Woche doch auch wirklich verdient. Beim Abräumen stellte die Bedienung mit grossem Erstaunen fest, dass wir alles aufgegessen hatten. Wohl eine Seltenheit, wir hatten allerdings nach dieser unfreiwilligen Diätwoche auch einen riesen Hunger. So ging es abends mit vollem Bauch, nach tollen Begegnungen und schönen Biketrails dankbar ins Bett. Wir haben uns wieder mit Durango versöhnt, es sogar lieb gewonnen.

Reisetipps:
Durango hat ein sehr gutes hilfsbereites Touristen Office. Sie bieten auch gratis WiFi an und Trinkwasser kann auch aufgefüllt werden.
Von Durango nach Silverton und zurück fährt tägliche eine alte historische Dampflock, welche recht empfehlenswert scheint.