Wir sind schon so lange unterwegs ohne je Krank geworden zu sein, ausser wenn wir mit Kurzreisetouristen zusammen ‚gestossen‘ sind. Wir trotzten jedem Wetter mit unseren naturgestärkten Körpern, aber gegen die in den langen Reiseflügen hochgezüchteten reisebefallspezialisierten Viren konnten wir uns nie richtig wappnen. So fuhren wir hustend in den schönen Ort Sherbrook.

Sherbrook hat einen Teil ihrer Stadt ‚abgesperrt‘ und zu einem lebenden Museum gemacht. Sherbrook Village ist somit keine hingebaute Museumsstadt, sondern eine ehemals existierende, Stadt die so tatsächlich lebte und immer noch lebt. Da wir erst gegen späteren Nachmittag eintrafen und wir doch etwas hustengeschwächt waren, verschoben wir den Besuch in die Geschichte auf den nächsten Tag und machten uns dafür auf, einen Übernachtungsplatz zu suchen. Anbetracht des nass kühlen Wetters war unsere hustende Entscheidung schnell auf die nächste Lodge gefallen. Beim Vorfahren ist uns die kleine Schweizer Fahne aufgefallen und wir wurden auch sogleich mit einem warmen Berndeutsch herzlich willkommen geheissen – da bleiben wir für eine Nacht – so dachten wir jedenfalls.

Nach dem Nachtessen im letzten noch offenen Restaurant der Stadt, alle anderen machten bereits auf Saison Ende, ging es zurück in die Lodge und ins Bett – so dachten wir jedenfalls.
Aber wir lassen uns gerne ‚überreden‘ etwas rumzuquatschen und so kamen wir zur Ehre einer Musikstudio Besichtigung, welche sich unser Gastgeber im oberen Stock eingerichtet hat. Dabei lernte ich auch, dass man in der Schweiz Akustik studieren kann. Wieder mal der Beweis das Reisen bildet! Und wie es ist, einen 3D Film anzusehen, haben wir auch gleich kennen lernen dürfen. Jaja ich weiss dies gibt es bereits seit längerem in den Schweizer Kinos, aber dies ist wohl was man ‚verpasst‘ wenn man auf Reisen geht. Jedenfalls können wir dank Andy und seiner genialen Hausanlage jetzt auch mitreden.

Am nächsten Morgen zuerst auschecken – so dachten wir jedenfalls – und dann rein in die Vergangenheit. Aber Gabriella, die Schwester von Andy, hat uns zu herzlich ‚überredet‘ noch länger zu bleiben und uns sogleich das ‚Stöckli‘ angeboten. Was es schlussendlich war, die Herzlichkeit von Gabriela und Andy oder der Charm des Stöcklis, ist nicht klar auszumachen. Jedenfalls blieben wir für eine weitere Nacht – so dachten wir jedenfalls.

Den Rest des Tages haben wir uns von der guten alten Zeit erfüllen lassen. Trotz den letzten Tagen bevor Sherbrook Village für den Winter geschlossen hat, waren die Leute, die da in den alten Trachten das alte Leben nachlebten und erklärten, immer noch top motiviert und so herzlich, dass wir in jedem Haus länger hängen blieben und am Schluss uns beeilen mussten, um vor Türschluss, welcher mit Glockengeläute von der alten Kirche eingeläutet wird, durch zu sein. Yvonne liess sich nicht zweimal einladen um diese Glocke läuten zu dürfen. Als sie diese zum zehnten Mal läutete und immer noch keine Andeutungen machte aufzuhören, wurde sie herzlich lachend darauf aufmerksam gemacht, dass normalerweise die Glocke nur fünf Mal geläutet wird, was das gemeinsame Lachen der beiden Frauen noch grösser machen liess, während die Glocke endlich ausklinken durfte. So hat jedenfalls keiner den Feierabend verschlafen.

Der nächste morgen begrüsste uns mit Kälte aber auch mit einer herrlichen Sonne. Der richtige Tag um den Indian Summer zu geniessen. Die kleine Wanderung in der Nähe von Sherbrook entlang dem Liscomb River, war der richtige Ort, um diesen Traumtag festzuhalten. Yvonne füllte unseren Fotoapparat mit tausenden, roten Blätter. Zum Glück musste sie die Bilder danach selber sortieren! Wir genossen und erholten uns und entschieden noch eine Nacht zu bleiben – so dachten wir jedenfalls.

Der Nächste Morgen zeigte sich wieder von der wenigen schönen Seite: nass und kühl. Kein Tag zum raus gehen, schon gar nicht wenn man sich in einem solch herzlichen Stöckli ‚vergraben‘ kann. So genossen wir etwas, dass wir seit vielen Monden nicht mehr gemacht haben: im Bett liegen und DVD schauen, Kaffee trinkend und Chrömli essend. Okey letzteres machen wir ständig und Zeit genug fanden wir natürlich auch für was anderes, was wir immer gern machen und auch immer wieder machen: Quatschen mit unseren herzlichen Gastgeber und ihren Freunden. Dass wir an diesem Tag nicht ausgecheckt haben, ist ja klar. Aber morgen soll es weiter gehen – so dachten wir nicht nur sondern diesmal machten wir es auch.

Die Verabschiedung war sehr herzlich und wir brauchten jede unserer Härte Tschüss zu sagen, um der herzlichen Überredenskunst von Gabriella und Andy, noch eine Nacht zu bleiben, zu wiederstehen. Nochmals ganz herzlichen Dank euch beiden und eurer St Mary‘s River Lodge.