Zurück in Squamish haben wir uns in einem gemütlichere und herzlicheren Campingplatz, Paradise Valley Campground, eingenistet als bei unserem ersten Besuch. Kaum angekommen haben wir uns wieder aufgemacht auf die Bezwingung der ‚Brättli‘, wie wir in der Zwischenzeit die von Holz gebauten Konstruktionen auf den Bike Trails nennen. Anders kann man hier auch nicht wirklich auf dem Sattel bleiben. Im Gegensatz zu den bisherigen Trails können die meisten ‚Brättli‘ nicht auf einem einfacheren Tussie-Weg umfahren werden. Die Erfahrung die wir beim ersten Besuch hier holten, hinterliessen schon Spuren in unserer Fahrtechnik. Womit wir, vorausgesetzt die ‚Brättli‘ waren nicht gerade auf 3 Meter Höhe und enthielten nicht riesen Sprünge, die Trails auf der a-line, also auf dem direkten Weg, meisterten.

Einen Bike Ruhetag schalteten wir ein als wir mit einem anderen Landrover Paar, welche wir in Bella Coola kennengelernt haben und hier in Squamish wohnen, abmachten und auf den Mt Chief wanderten. Wir genossen das Wiedersehen mit Devin und Cindy und die tolle Aussicht von einem der Gipfel des Chiefs. Unsere bikegewohnten Beine reklamierten den Bikeentzug durch Muskelkater, den wir beim hinunterlaufen geholt haben (Wer läuft den schon bergab wenn es doch Mountainbikes gibt?!)

Was natürlich in unserem Canada Palmeres nicht fehlen darf ist Whistler, welches von Squamish nur rund 50 Kilometer entfernt liegt. Wir haben uns entschlossen zwei Nächte in Whistler zu bleiben und in dieser Zeit die Trails zu erkunden, mit der Erwartung, dass diese allenfalls noch schwieriger sind als die von Squamish. Zu unserer Überraschung waren die Cross Country Trails hier einfacher und sehr flowig. Wir wagten uns auch wieder auf einen schwarzen Trail, welcher auch zum Teil als Bikestrecke für das anstehende XTerra Rennen eingesetzt wurde. Die a-line des Trails war zwar das Limit was wir technisch fahren können, hat aber extrem viel Spass gemacht.

Den Trail-Abschluss haben wir jeweils in Whistler, wo die Downhill Strecken enden, mit gesunder Bikerernährung (käseüberbackene Nachos und Bier) genossen und dabei genüsslich die Leute beobachtet. Einerseits waren da die lokalen Biker vor denen wir den Hut gezogen haben. Vor allem vor den Kids. Wir hatten den Eindruck, dass sobald die Stützräder weggenommen werden konnten, man die Kleinen in Schutzbekleidung steckte und auf einem Downhill-Bike die Hügel runterfahren liess … und dabei machten sie einen deprimierend guten Eindruck. Auf der anderen Seite waren da die Touristen. Wer Zermatt kennt, kann sich dies in etwa vorstellen. Anstatt dass man wie in Zermatt mit einem ‚gepackten‘ Rucksack, sprich Seil, Steigeisen und Eispickel schön sichtbar ausserhalb des Rucksacks montiert, das Dorf mit den nie Dreck gesehenen Bergschuhen rauf und runter läuft, läuft man hier in Whistler mit einem Downhill Bike mit mind. 200 mm Federweg, vollschalen Helm und Vollpanzerung, welche man auch beim Mittagessen in sommerlicher Hitze nicht auszieht, durch die Gegend. Einige versuchen sich dann auch im Downhill, was auf uns zuerst den Eindruck hinterliess, dass die Endkurven die man aus dem Gartenrestaurant sah, extrem schwer zu fahren sei. Als wir dann diese selber mal mit unseren ‚Treckingräder‘ runtergekurvt sind, kamen wir uns wie die Besten Downhill Fahrer vor. Jetzt fragen sich sicher einige, ob wir neue Treckingvelos zugetan haben. Nein, das nicht, aber in Whistler wurden wir von einer Touristenumfrage angesprochen. Wir gerade zurück von drei Stunden Trailfahrt in voller Cross Country Ausrüstung, werden wir gefragt, ob wir mit den Fahrrädern Canada bereisen. Als wir dies verneinten und sagten wir fahren von Bike-Ort zu Bike Ort um die Trails zu geniessen, kam die Rückfrage, ob wir den auch noch Mountainbikes dabei hätten. Nochmals zur verdeutlichen des Bildes: wir standen da, verdreckt, verschwitzt mit unseren vollgefederten Bikes, o.k. nur 80 mm aber doch vollgefedert. Wir also zur Antwort: nein DIES  SIND unsere Mountainbikes, was dann zu einer leichtkopfschüttelnden genaueren Begutachtung unserer Bikes führte, gefolgt mit dem Tipp, dass es in Whistler auch schöne Radwege gäbe … wir haben es dann gelassen weitere Aufklärungsarbeit zu leisten.

Den etwas Schlecht-Wetter Tag haben wir mit shoppen in Whistler verbracht. Viele kleine Läden und Restaurants laden an einer langen Fussgängerzone zum Verweilen ein. Eigentlich haben wir uns nach tollen Bike-Kleider umgesehen, aber nichts wirkliches gefunden, was man bei uns nicht auch zu kaufen bekommt. So haben wir das ‚gesparte‘ Geld in ein feines Fondue Essen investiert !!

Zurück in Squamish haben wir uns wieder den schwierigeren Trails gewidmet. Wobei wir teilweise Trails gefahren sind, die wir schon kannten. Entsprechend ging es schon recht zügig voran. Was dann auch prompt zu einem Fast-Zusammenstoss mit einem Schwarz-Bären führte. Für einmal waren wir dankbar, dass die Bären so schnell auf ihren Pfoten sind und er sich gerade noch rechtzeitig in die Büsche schlagen konnte, so dass es zu keinem pelzigen Kontakt kam. Wie wir später erfahren haben, sei ein Zusammenstoss gar nicht so selten. Im Normallfall murrt der Bär danach davon, während der Biker etwas zerknittert mit einem leicht demolierten Bike zurück bleibt.

Und dann kam der Tag an welchem Yvonne noch älter wurde (hihi, ich als Jungspross, darf das sagen). Den Tag haben wir zu einem gemütlichen Ruhetag gemacht. Ausschlafen (jaja wir stehen sonst meist vor acht Uhr auf, ok ich normalerweise weniger freiwillig) Glace Essen, von der es auf dem Campingplatz so gute gab. Dann Lachse beobachten, welche den Fluss hinter dem Campingplatz hinaufschwammen um zu Leichen. Da konnten wir stundenlang zusehen, ohne das es uns langweilig wurde. War ein echt erlebendes Schauspiel. Auf einer Fläche von rund 3 auf 3 Meter waren zwischen 30 und 40 Lachse, die sich die Steinstufen hinauf kämpften. Und nach jeder geschafften Stufe, schienen sie noch erschöpfter zu sein. Und wo Lachse sind, sind auch Fischer nicht weit weg. Und zu unserem Glück gibt es Fischer, die nichts lieber tun als Lachs fischen, aber keine Lachse essen. Was zu einem unverhofften Geburtstagsgeschenk führte: zwei filetierte Lachse alleine für uns zwei … das gibt wieder ein, bzw. mehrere Festmahle. Am Abend ging es in ein, eigentlich für Fisch-Gerichte, bekanntes Restaurant, Water Shed, direkt am Fluss mit schönem Ausblick. Anbetracht was in unserem Kühlschrank auf uns wartete, haben wir es dennoch vorgezogen Spar Rips zu bestellen. Devin und Cindy haben uns an diesem schönen Abend wiederum tolle Gesellschaft geleistet. Auf dem Rückweg zum  Campingplatz hatten wir eine der herzigsten Bärenbegegnungen. Ein grosser Schwarz Bär lief, nein zottelte wie es im Bilderbuch steht, vor uns mitten auf der Strasse und schaute immer wieder neugierig zurück, bis er in den Kindergarten (!) abbog und uns beim Vorbeifahren nachschaute. Diese Szene hätte man nicht herziger darstellen können.

Am nächsten Morgen erwachten wir mit immer noch vollen Bäuchen, was natürlich nach einem Abtrainieren-Tag schrie. Weil uns Whistler so gut gefallen hat, fuhren wir für einen Tag dahin um die flowigen Biketrails zum letztem mal zu  geniessen. Wir haben kaum genug bekommen. Erstaunlicherweise stoppen uns nicht unsere Kraft oder Kondition beim Trailfahren, sondern meist die abfallende Konzentration. Da jeder Meter, rauf oder runter, auf technischen Trails gefahren wird, ist man ständig am Suchen der idealen, bzw. fahrbaren Linie. ‚Geistig Erschöpft‘ aber voller freudiger Energie nahmen wir dann die letzten Kanada Bike Meter unter unsere Stollen. Ob es nun an der mangelnder Konzentration lag, oder ob ich einfach alles gegeben habe um Yvonne folgen zu können ist nicht ganz klar (wahrscheinlich wegen beidem). Jedenfalls war es auch für meine beiden Räder zu viel und ihnen ging die Luft aus und dies bei beiden gleichzeitig. Durch die Reparatur etwas verzögert nahmen wir noch ein Abschluss-Bier, bevor es am nächsten Tag für einen ‚ungeplanten‘ Abstecher zurück auf Vancouver Island ging.