Mit dem Abschied von Fernie und somit auch vom Westen endet ein weiterer Abschnitt unserer Reise und uns wird dabei das Ende immer bewusster. Aber es hilft alles nichts, die Reise geht weiter und wir machen uns auf, Canada ein zweites Mal zu durchqueren, diesmal von Westen nach Osten mit dem bekannten Indian Summer. Dazwischen liegen allerdings rund 3‘500 km und Zeitzonen die uns Stunden von unserer Morgenfahrt ‚wegnehmen‘, die wir möglichst schnell und schmerzlos hinter uns bringen möchten.

Zweiteres ist uns nicht ganz gelungen, nicht nur dass uns das lange Sitzen im Auto mehr Schmerzen zugefügt hat als eine harte Bike Tour, sondern vor allem war es Schmerzvoll durch all die schöne Landschaft zu fahren ohne wirklich ‚Zeit zu haben‘, diese ein zweites Mal genauer anzusehen. Das Fahren wurde anfangs nur unterbrochen von einem drückenden Gefühl im Unterleib. Kaum hat unser Defender seine  vier Räder still gehabt, sind vier Füsse in Bewegung gekommen und zwei Personen haben sich aus den Sitzen herausgeschält und versucht mit rekeln und strecken von einer gebeugten Gipfeli-Haltung in eine menschenwürdige aufrechte Position zu gelangen. Und das Ganze in gehender Bewegung, sprich in kurzen raschen Schritten mit zusammengepressten Beinen. Selbst ältere Damen und Herren kamen in Versuchung den beiden zu helfen oder sogar ihre Gehhilfen anzubieten. Aber einige Minuten später sah man die beiden mit entspannten Gesichter und relaxt mit mehr oder weniger aufrechtem Gang wieder aus zwei kleinen Häuschen rauskommen. Dies konnte natürlich nicht so weiter gehen. Womit der Entschluss schnell gefällt war, doch etwas kürzere Tagesetappen auf uns zu nehmen.

Nachdem wir das weite flache Farmland von Saskatchewan und Manitoba durchgeeilt sind, nahmen wir uns etwas mehr Zeit für Ontario mit den vielen Seen, Wälder und Felsen, welches eine Reise für sich Wert ist. Und dass wir gleich an einem unserer ersten ‚langsameren‘ Tagen gleich an einem tollen Camping am Savanna River an einem Nativ Campground gestoppt haben, zeigte wieder mal unser Glück. Die Inhaberin des Campgrounds fährt seit Jahren jeden Tag früh morgens mit ihrem Boot raus, fängt einen einzigen Fisch und hält diesen an ihrem gestrecktem Arm in die Höhe, worauf ein Weisskopfadler vorbeifliegt und ihr den Fisch aus der Hand nimmt. Dieses spirituelle Ritual wurde ihr von ihrem Vater weitergegeben, welcher dies ebenfalls von seinem Vater übernommen hat. Für uns ist es immer wieder was Besonderes, solches zu hören und diese Menschen kennen zu lernen, welche auf uns eine unglaubliche Ausstrahlung ausüben.

Unsere Tierische Begegnungen auf unserem Weg Richtung Osten beschränkten sich auf den Kampf mit Chick Monks und Eichhörnchen, welche um das Nutella Glass huschen und reklamieren, dass dieses für sie verschlossen bleibt. Naja so schlau bin auch ich noch, dass sie dieses nicht selber aufbringen und somit MEIN ‚spirituelles‘ Nutella sicher ist …

Neben der herrlichen Landschaft und den tollen Leuten blieb ebenfalls auf der Strecke unser 500’ste Reisetag und auch den 100‘000 Kilometer-Tag unseres Defenders. Aber es gibt sicherlich einen angemessenen Ort wo man dies nachfeiern kann…