Mich Knutsch ein Elch
Nach dem vielen Biken könnten wir ja auch mal was anderes machen zum Beispiel Wandern. Und wenn man dies machen will, muss man meist in einen Nationalpark, weil es hier im Osten sonst fast keine andere Möglichkeiten gibt. Und erkunden tut man sich da bei der Rangerin, welche uns gleich prompt antwortete: „Vous êtes Suisse, sans problème pour vous!“ Für diejenige die sich jetzt wundern, wieso hier Französisch geschrieben wird, das ist also nicht, weil ich mit meinem Schulfranzösisch angeben will, sondern weil hier in Quebec offiziell ‚Französisch‘ gesprochen wird, wobei dieses Französisch wohl irgendwann ‚stehen‘ blieb und dazu haben sich verfranzösischt-englische Worte gemischt, dass es wohl nicht nur an meinem Fensterplatz in der Schule lag, dass ich nicht viel verstand.

Aber zurück zu unserer netten und sehr hilfsbereiten Rangerin: „no problem for you, do the whole loop!“ Ach ja, englisch konnte sie zum Glück auch. Jedenfalls schickte sie uns Schweizer gleich auf die ‚längsten‘ und ‚schwierigsten‘ Wanderungen, was sich im Nachhinein als sehr gute Empfehlung zeigen sollte. Wir wollten darauf schon unser Nachtlager aufsuchen, damit wir für den nächsten Tag fit sind, da meinte unsere Rangerin, wir sollen heute noch einen kleinen zwei Stunden Loop machen. „Jetzt noch, es wird doch schon bald Dunkel“ – „No Problem for you, you’re Swiss and young“ – Und sowieso sei jetzt die beste Zeit um die Moos auf diesem Trail zu sehen. Mit diesen letzten Worten war der Entschluss sofort gefallen: der Campingplatz muss noch etwas warten.

Auf dem Parkplatz des Trails, war für uns sofort klar, hier werden wir keine Moos mehr sehen. Der Parkplatz war voll mit Autos und sogar ein Reisecar wartete auf seinen ‚Inhalt‘. Bei der Menschenherde, die hier unterwegs ist, sind sicherlich keine Moos mehr in der Gegend. Aber wo wir schon mal hier sind, ein Abendspaziergang schadet sicherlich nicht. Also loslaufen auf dem guten Kiesweg. Da muss man auch nicht gross auf die Füsse schauen sondern nur zusehen, dass man in keine der entgegenkommenden Menschen läuft. So bleibt für das Hirn genug Kapazität um miteinander zu quasseln und die Gegend zu ignorieren. Was soll denn schon 500 Meter vom Parkplatz sein – ausser ein Moos, dass da zwei Meter neben uns gemütlich sein Grassbüschel mampft. Und als wir es nicht sehen ‚wollen‘, es seine schmatzende Essgeräusche verstärkt und als dies immer noch nichts nützte, hat es ja noch eine Nase, über welche laut ausgeatmet werden kann, was dann die Yvonne zu einem kleinen Seitensprung veranlasste. So sahen wir dann also endlich unseren tierischen Beobachter, welcher sich schon daran machen wollte uns zu knutschen, damit wir ihn bemerkten. Wir natürlich ausser uns vor Freude dieses schöne Tier zu sehen, okey zugegeben, zuerst vergingen ein paar Sekunden bis wir uns vom Schreck erholt haben, aber dann griffen wir sofort zum Fotoapparat – welcher aber noch schön und sicher im Rucksack eingepackt war. Jaja, ich weiss jetzt was ihr denkt, ‚man, sind die ungeschickt‘. Jedenfalls sofort Rucksack geöffnet, was mit aufgeregten zittrigen Händen äusserst gut geht. Fotoapparat raus und durchsehen. Wieso ist alles dunkel? Ach ja Kappe noch abnehme. Wieso stellt er nicht scharf? Versuchs mal mit einzuschalten! Und dann endlich ein Foto! Wieso sich das Moos sogar noch für ein zweites Fotos zur Verfügung stellte, können wir nur vermuten. Aber wahrscheinlich hat es hier draussen im Wald nicht oft so amüsante Unterhaltung. Wir hätten es jedenfalls knutschen können für ihre Geduld, was sie wohl merkte und sicherheitshalber sich davon machte.

Auf der restlichen Runde waren wir dann vorbereitet für weitere Begegnungen mit den Waldbewohner. So nahe wie das erste kam keines mehr, man hatte wohl schon von unserer Ignoranz gehört oder hatten Angst dass wir sie knutschen könnten. Wir haben es dennoch genossen ihnen zuzusehen und ein paar schöne Bilder hat es auch gegeben.

Und Abends am Lagerfeuer meinten wir in der Ferne lachende Moos zu hören und wir fragten uns, ob die sich diese Menschengeschichten erzählen und sich jetzt über uns amüsieren?